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Spionage-Vorwurf: Taliban halten österreichischen Neonazi gefangen


Er wollte "Urlaub" in Afghanistan machen
Österreichischer Neonazi in Taliban-Haft

Von t-online, cry

20.06.2023Lesedauer: 2 Min.
Ein Taliban-Kämpfer an einem Maschinengewehr in Kabul: Trotz Reisewarnung ist ein Österreicher nach Afghanistan gereist und wurde dort verhaftet.Vergrößern des BildesEin Taliban-Kämpfer an einem Maschinengewehr in Kabul: Trotz Reisewarnung ist ein Österreicher nach Afghanistan gereist und wurde dort verhaftet. (Quelle: IMAGO/Saifurahman Safi)

Ein rechtsextremistischer Wiener wurde im Mai in Kabul verhaftet. Inzwischen ist bekannt, was das islamistische Regime ihm vorwirft.

Seit rund einem Monat sitzt ein pensionierter Lehrer aus dem rechtsextremen Milieu Wiens in einem afghanischen Gefängnis. Der 84-jährige Herbert F., der auch als Autor aktiv ist, soll in Kabul festgesetzt worden sein. Der Grund: Die Taliban trauten ihm wohl nicht.

Laut einem Bericht des "Standard" wirft ihm das Regime vor, Spionage im islamistisch regierten Afghanistan betrieben zu haben. Kurz vor seiner Festnahme im Mai hatte eine rechtsextreme Zeitschrift in Österreich noch einen Artikel von F. veröffentlicht, in dem dieser bereits in der Überschrift behauptete: "Urlaub bei den Taliban" sei sicher.

Die Gefangenschaft des Mannes wurde zuerst durch österreichische Neonazis auf einem Telegram-Kanal publik gemacht. Dort hieß es zuletzt, F. sei in eine Einzelzelle verlegt worden und solle bis Ende Juni ein Urteil der Taliban-Gerichtsbarkeit erhalten. Das Außenministerium Österreichs weiß von dem Fall und sprach von der "Verhaftung eines österreichischen Staatsbürgers, der entgegen der seit Jahrzehnten bestehenden Reisewarnung nach Afghanistan gereist ist".

Autor für rechtes Szeneblatt

Die Behörde sei mit der Familie des Mannes in Kontakt, jedoch seien "konsularische Hilfeleistungen in Afghanistan selbstverständlich nur sehr beschränkt möglich". Die nächstgelegene österreichische Botschaft befindet sich in Pakistans Hauptstadt Islamabad – rund 450 Kilometer von Kabul entfernt.

F.s Reise an den Hindukusch dürfte politisch motiviert gewesen sein: Er hatte in der Zeitschrift "Info Direkt" einen Artikel über die vermeintlich sichere Lage in Afghanistan veröffentlicht. Das Blatt gilt als rechtsextremes Szenemedium und Sprachrohr der FPÖ. Auch die deutsche AfD, die in ihrer Gesamtheit inzwischen vom Verfassungsschutz beobachtet wird, hat dort bereits wiederholt inseriert. Die Titelgeschichte "Urlaub in Afghanistan" wurde mit den Worten angekündigt: 'Afghanistan: heiß umfehdet, wild zerstritten, aber wieder sicher!'"

Das sollte wohl Afghanistan als vermeintlich sicheres Herkunftsland darstellen, in das Geflüchtete bedenkenlos abgeschoben werden könnten. Diese Lesart wird häufig von rechtsextremen Parteien in Österreich und Deutschland verwendet. F.s eigene Erfahrungen dürften nun jedoch unterstreichen, wie falsch solche Behauptungen tatsächlich sind.

Verwendete Quellen
  • derstandard.de: "Taliban halten bekannten österreichischen Rechtsextremisten gefangen"
  • rnd.de: "Österreicher aus der rechten Szene in Afghanistan inhaftiert"
  • taz.de "Rechtsextremist in Taliban-Haft"
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